Eine Frühgeburt eines Maasaibabys in Lalakirr

Das Frühchen

Nachdem wir Kennys Cousin Koinanke und seine hochschwangere Frau in ein Krankenhaus nach Tansania brachten und dort die Entbindung endlich nach 24 h gut verlief, düsten wir wieder zurück zum Amboseli , um dort für ein paar Tage zu rasten.

Dem war nicht so ......... kaum zu Hause angekommen, kam uns schon Kennys Vater ole Lekatoo entgegen, der erzählte, dass Kennys jüngste (Halb)Schwägerin Naishorua , die Frau von seinem Halbbruder Simanka (gleicher Vater, aber andere Mutter) gerade im Bush einen kleinen Jungen alleine gebar.

Leider kam der Kleine 2 Monate zu früh und war nicht grösser als 30 cm und wog höchsten 800 Gramm. Wir überlegten, was wir tun könnten. Wir wussten, wenn der winzige Junge nicht ins Krankenhaus kommen würde, würde er in 1 oder 2 Tagen verhungern. Wir gingen sofort in die Kuhdunghütte, um uns das Baby anzuschauen. Dort war es dunkel und die junge Mutter lag zusammengekauert auf dem Kuhfell. Wo war denn das Baby? Das Baby war auf ihrem Bauch gebunden in eine Minishuka (kleines traditionelles Maasaituch) und schrie vor Hunger. Die Brüste der Mutter gaben noch keine Milch, so dass es krampfhaft mit seinem kleinen Mund versuchte an alles zu nuckeln was es gab.

Mir zerriss das Herz , bei diesem Anblick. Ich lief gleich zum Zelt und holte ein sauberes Handtuch und ein kleines Kissen, welches zu unseren Campingutensilien gehörte. Kenny und ich wussten, dass nur wir das Baby retten konnten, denn andere Autos waren alte Autos, die höchstens 50 km/h fahren und bei jedem Schlagloch hätte der Lütte ein Genickbruch erlitten. Wir hatten einen neuen grossen Toyata RAV 4, der uns stets zum Ziel brachte, ausser dass man auf dem Weg evtl. 2 bis 3mal einen Reifen wechseln musste. Aber das ist eben Busch, wo überall  Akazienzweige lagen oder spitze Steine unter staubigen Sand sich versteckten. Und wir waren ja in Training und stark genug dieses Dilemma zu bewältigen. So kam es, dass wir gleich wieder losdüsten. Simankas Mama Nkarsis kam ebenfalls mit, mit ihrem eigenen Baby, dass nicht älter war als 7 Monate. Sie sollte auf ihre Schwiegertochter aufpassen, während des Krankenhausaufenthaltes. Und das Minibaby wurde auf das weiche Kissen gewickelt und lag auf dem Schoß seiner Mutter, so dass es bei evtl. Schlaglöchern gut gepolstert war. Wir entschlossen uns nach Loitokitok zu fahren, da es nur 75 km entfernt ist. Wenn wir Glück hatten, wären wir in 3 Stunden dort, wenn wir direkt durch den Amboseli fahren könnten.

Der Vater Simanka des Babys, ein richtiger Morani  kam in Kofferraum, da auf dem Rücksitz nur Platz war für 3 Leute. Aber er wollte unbedingt mit, denn es war sein erstes Baby. Wir fuhren los und nahmen die Abkürzungen durch den Busch und den steilen Abhang zum Amboseli Gate. Dort ohne Probleme angekommen standen wir vorm Gate. Zum Glück kannten mich alle dort und wussten, dass ich keine Touristen bin, sondern die Frau von ole Kipiorr Lekatoo (Kenny), sonst hätte es Probleme bekommen, da jeder Weiße eine Smartcard für die Durchquerung des Amboseli-Nationalparkes benötigt.

Nachdem die Leute am Meshanani Gate den Lütten angeschaut hatten, wurden die Tore sofort geöffnet. Wir hatten Glück, denn es regnete die letzten Wochen nicht mehr in Amboseli, so dass wir die Erlaubnis bekamen, mit unserem Auto den ausgetrockneten Amboseli Lake zu überqueren, welches normaler Weise streng verboten ist. So sparten wir mehrere Kilometer und vor allem Zeit. Es ging hier um Leben und Tod, des kleinen Maasaibabys. Kenny raste teilweise 100km/h und so kam es, dass alle Insassen unseres Autos mit einer dicken salzhaltigen Staubkruste überzogen war. Sogar unsere Zähne knirschten und man hatte das Gefühl, wir aßen alle den Amboseli Salzstaub. Trotzdem Kenny raste weiter, so dass sogar die Rangers uns anhielten und uns abmahnten, weil wir bei einem solchen Tempo einen Elefanten nicht ausweichen könnten. Da mein Mann zum Glück selbst mal für den Amboseli gearbeitet hatte, war er bekannt und erklärte diesen Leuten die Situation. Natürlich mussten sie wieder in das Auto glotzen und sich den kleinen Wurm angucken. Und ich hörte wieder mal den gleichen Satz, wie immer: Metii entoki torrono, was soviel bedeutet wie hakuna matata, nur viel ausdrucksstärker. Wir düsten weiter und kamen endlich auf der anderen Seite des Amboselis am Olkelunyet Gate an. Dort brauchten wir uns nicht hinter den vielen Safariautos mit Touristen zu stellen, die ausgescheckt wurden.


Wir durften das Eingangstor benutzen. Ich muss sagen, dafür liebe ich die Kenianer, ehrlich! Richtung Buffalo Lodge (jetzt Sopa Lodge) war der Weg schlecht und unser Wagen fing an rumzueiern. Das war das erste Anzeichen für einen Pantscher. Und prompt hatten wir einen wenig später. Wir waren fertig, aber zum Glück kamen zwei junge Maasaimänner und halfen uns sofort. Unser Auto stand so bescheuert, dass der Wagenheber kaum halt fand. Wir liefen alle im Busch und suchten eine flachen Stein um Festigkeit zu erlangen. Es klappte! Um den neuen Reifen aufzusetzen, wurde mit dem Maasaimesser ein großes Loch unterhalb der Achse gebuddelt, damit der neue pralle Reifen aufgesetzt werden konnte. Es funktionierte und in Afrika ist nichts unmöglich! Alle lachten und taten so, als wenn wir nur ein kurzes Päuschen hinter uns hatten. Der nächste Schreck, kam von mir kurz hinter Kimana! Unser Tankfüllenstand war nahe dem Ende! Mr. Cool (mein Maasai) sagte: Metii entoki torrono! Und mir blieb nur ein müdes Lächeln über, denn wenn ich meckern würde, würde die Familie im Auto nur sagen: Pole sana Naisula! Aber ich hatte doch nicht das Problem, nur das Auto, also schwieg ich und hoffte das Benzin würde reichen.

Endlich sah ich die Bergzüge hinter Loitokitok und wenig später standen wir vorm Krankenhaus. Mit weichem Knie wechselte ich zur Fahrerseite, um da Auto in den Schatten zu fahren. Die ganze Sippe ging schon ins Krankenhaus und ich folgte wenig später. Vor der Kinderstation war eine megagroße Schlange und ich ahnte Böses!!! Aber wie immer hatten wir Glück, ein ehemaliger Schulkamerad von Kenny, hierzu muss ich sagen, dass Kenny früher das private Internat in Loitokitok besuchte, war nun Arzt. Ohne Kommentar ging der Arzt auf das Baby von der Schwiegermama zu und sagte, es sei doch kerngesund. Nein, schüttelten wir alle gemeinsam den Kopf. Das kleine Baby ist doch unter der Shuka von der Schwiegertochter. Er sah es sich an und auch alle Besucher: Frauen, Männer und Kinder in unserer Umgebung waren da und schauten sich neugierig den Wurm auch an. Natürlich sagten alle, das Baby müsse als Erstes behandelt werden. Der Arzt guckte sich das Minimaasaibaby an und sagte: Es sei gesund und sogar die Lungen seien schon lebensfähig ausgebildet. Es sei nur nahe am verhungern.

Kanyoo nagol?..........die Antwort:  Metii!

Es geht den kleinen Jungen gut und er wächst zu einem kleinen Moran, sein Name ist ist Loishoruaenkai (Bilder 11 Monate später) und bedeutet: “von Gott wieder gegeben”!

Unsere Fahrroute von Lalakirr nach Loitokitok
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