Besuch Primary School Lalakirr im

Eindrücke Jahre 2001

 

In einer Primary School habe ich, Petra, die Erfahrung gemacht, dass 2 verschiedene Klassenstufen gleichzeitig von einer Lehrerin unterrichtet wurden. Ich fand es bewundernswert wie diszipliniert die Schüler dort waren.
Auf der einen Seite haben die Erstklässer ruhig gemalt und auf der anderen Seite hörten die Schüler der Lehrerin angeregt zu. Und wenn die Lehrerin etwas fragte, wer nach vorne kommen möchte, um etwas an die Tafel zu schreiben, meldeten sich alle Schüler. Jeder war motiviert und meldete sich. Mein Mann und ich saßen ganz ruhig auf unseren Stühlen. Ich hatte das Gefühl, jedes Kind wollte uns zeigen, dass er schon schreiben kann. Alle guckten immer kurz zu uns mit ihren großen Augen und dann wieder schnell zur Lehrerin (Lydia), um nicht zu verpassen, dass er oder sie aufgefordert werden zur Tafel zu kommen.
Ich erinnerte mich in diesem Moment an meine Schulzeit!
Als uns damals der Lehrer fragte, wer etwas an die Tafel schreiben möchte, duckten sich die Schüler hinter den Rücken anderer Schüler, um nicht entdeckt zu werden. *grins*
"Bloß nicht an die Tafel, man könnte ja, wenn man an der Tafel steht, hinter mir lange Nasen machen"
Hier in Kenia war es anders. Ein kleiner Junge wurde aufgefordert, er ging zur Tafel, stolz wie ein kleiner Prince und schrieb neben den von der Lehrerin gemalten Baum "Mti". Alle waren still und als er wieder zu seinem Platz ging nickte er uns freundlich zu. Ich fühlte, er war stolz zur Schule gehen zu dürfen.

Eindrücke Juni 2004

 

An einem späten Nachmittag waren wir auf dem Weg zum Wasserbohrloch, und passierten die Primary School in Lalakirr. Wir hörten auf einmal leises Gemurmel aus dem Schulgebäude und blieben stehen. Kenny schaute mich an und fragte mich: „Warum befinden sich am späten Nachmittag Personen im Schulhaus?“ und „ Ist Lydia, die Lehrerin auch dort?“

Alles war sehr komisch für uns, wir entschlossen kurzer Hand nachzusehen. Neugierig schauten wir durch die Tür in das Schulzimmer und es wurde prompt still! Der Schulraum war gefüllt mit Schulkindern, auch stand ein Lehrer an der Tafel, der zu uns zur Tür schaute. Er erkannte Kenny und mich sofort und bat uns einzutreten. Einige Kinder aus unserer Familie winkten uns vorsichtig zu und freuten sich. Natürlich kannten wir diesen jungen Mann, es was doch Kennet, ein Verwandter von uns. War er etwa schon fertig mit seiner Lehrer Ausbildung? - “Kennet hatte doch noch studiert, oder?

 

Kennet schaute in unsere verwunderten Gesichter und forderte Kenny (Kenneth) seinen Verwandten und Namensvetter, aber mit “h” auf, den Unterricht weiterzuführen. Ich fing an zu lachen, aber keiner lachte mit mir, erst ein paar Sekunden später stimmten die Schüler mein Lachen ein. Denke aus Höflichkeit! Es war mir ja äußerst peinlich, aber ich freute mich dann, dass Kenny direkt zu Tafel ging und anfing die Schüler auf Suaheli fragen zu stellen. Wie immer sehr diszipliniert und eifrig gaben sie nach Aufforderung meines Mannes Antworten. Kennet unser neuer Lehrer in Lalakirr hörte angeregt zu.Nachdem Kenny eine Weile unterrichte, gab er den Schülern auf, die Übungen von der Tafel ab zu schreiben. Die Schulkinder schlugen eifrig ihre Hefte auf und Kennet, der Lehrer sagte ihnen, dass er in ein paar Minuten zurückkehren werde, um die Hefte mit den Übungen einzusammeln.

 

Als wir mit Kennet auf dem Schulhof waren, erzählte er uns die Gründe, dass er nun unterrichte, da Lydia vor einigen Monaten in den Schwangerschaftsurlaub ging. Es gab dann keinen Lehrer, der hier in Lalakirr unterrichten wollte. Und da er gerade sein Referendar machen müsste, entschied er sich dieses hier zu machen. Was wohl nahe liegend ist.

Wir waren über die Lage des Schulunterrichtes teilweise sehr erfreut, aber auch teilweise unglücklich!

Kennet erzählte uns ausführlich über die jetzige Bildungspolitik in Kenia. U.a. das ehemalige Lehrer von anderen Stämmen, die in Maasailand als Privatlehrer über Jahre arbeiteten, nun Anstellungen in ihrer Heimat bekommen, da auch dort die Nachfrage nach Lehrern groß ist. Er, als Lehrer und auch die Eltern der Schulkinder möchten, dass alle Kinder in Lalakirr zur Schule gehen können, es wird ja auch politisch so vorgesehen. Um zumindest den Bedarf an Unterricht mit einem Lehrer und einem Schulraum abzudecken, bleibt ihm nicht anderes übrig, als morgens und nachmittags zu unterrichten. Auch wird der Sonntag als Schultag miteinbezogen. Es kommen auch immer mehr Eltern und wollen, dass ihre Kinder die Schule in Lalakirr besuchen sollen.

Kenny und ich waren sehr bedrückt über diese Nachricht und fragten uns, wie soll es zukünftig weitergehen?

Vorgeschichte Primary School Lalakirr:

Die Primary School in Lalakirr wurde vor ein paar Jahren von ortsansässigen Maasai zum Löwenanteil selbst finanziert. Auch die Lehrerin Lydia wurde zum größten Teil aus Privatgeldern bezahlt.

D.h. vor Jahren konnten Maasaikinder zur Schule gehen, deren Eltern es finanziell besser ging. Und es gab schon damals große Schwierigkeiten, die Schule Aufrecht zu erhalten.

Was ist aber mit den Kindern, deren Eltern es nicht so gut geht, deren Eltern Analphabeten sind und nur über ein paar Rindern verfügen, diese gerade zu Überlebungszwecke dienen. Rinder verkaufen und in die Dörfer ziehen? Lalakirr ist eben ein Ort wo es keine Infrastruktur gibt und sehr schlechte Anbindungen zu größeren Dörfern hat. Lalakirr ist ein Ort, wo die Maasai noch Viehhirten sind und fest an ihrer Kultur festhalten möchten.

Was sollen die Eltern dann machen? Eine Vorstellung die man sich individuell ausmalen könnte.

Hintergrund hierzu:

Im Jahre 2002 gewann die "National Rainbow Coalition" (NARC), ein Zusammenschluss der bisherigen Oppositionsparteien , die Wahlen und Mwai Kibaki wird zum Staatspräsidenten in Kenia gewählt. Die neue Regierung hatte ein wichtiges Wahlversprechen eingelöst, nämlich  die Gebührenbefreiung für die Grundschulausbildung (Primary School).

Leider wurde der starke Ansturm auf die öffentlichen Bildungseinrichtungen, der mit dieser Maßnahme einherging und mit den bereitgestellten Mitteln nicht bewältigt werden kann, nicht vorhergesehen.

Petra Lekatoo

Eindrücke 2006 Primary School

Primary School 2009

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